+++Obdachlos in Madrid

Münster-Roxel. Gestern Abend, Mittwoch 3. Juli, fand in Roxel auf dem Pantaleonsplatz vor der Kirche eine Mahnwache mit ca. 120 Teilnehmenden statt aus Anlass der gestrigen Abschiebung einer iranischen Familie aus Roxel nach Spanien. Darunter waren viele Eltern der Roxeler Marienschule und Mitschüler*innen der abgeschobenen Kinder. Auf Transparenten wurde die Fassungslosigkeit und Bestürzung über die Abschiebung zum Ausdruck
gebracht (wie: "Münster schiebt kranke Kinder ab"). Ein Vertreter der
Schulpflegschaft stellte den Hintergrund der Familie dar und sagte: "Ich bin erschüttert. Wie kann es sein, dass die Familie trotz stichhaltiger medizinischer Atteste und der festen Verankerung der Kinder in der Marienschule abgeschoben wurden? Wie kann es sein, dass man die Familie für 8:00 Uhr zu einem Termin einbestellt zur Klärung des weiteren Vorgehens und eine Stunde vorher bereits die Abschiebung durchgeführt wird? Das ist nicht mein Münster."
Der Unterstützerkreis steht nach wie vor im Kontakt mit der Familie, die
in Madrid bisher keine Unterkunft bekommen hat und nun obdachlos ist.
Die letzte Nacht mussten sie auf der Straße verbringen. "Die Kinder sind völlig am Ende und können einfach nicht verstehen was passiert ist", so der Schulpflegschaftsvertreter.
Auch Pfarrer Timo Weissenberg brachte stellvertretend für die
Kirchengemeinde sein Entsetzen über das Vorgehen der Behörden zum Ausdruck: "Es ist wichtig, dass wir in Gedanken jetzt bei der Familie sind."
Benedikt Kern vom Bündnis gegen Abschiebungen erklärte: "Die Abschiebung dieser Familie sowie der Fall in der vergangenen Woche eines Mannes, der über einen Ausbildungsvertrag ab dem 1. August verfügte und dennoch von
seiner alleinerziehenden Lebensgefährtin hier getrennt und nach Serbien abgeschoben wurde, zeigen: Es herrscht ein neuer Wind in der Münsteraner Ausländerbehörde. Humanitäre Spielräume werden offensichtlich nicht mehr ausgenutzt. Das ist die Folge der Asylrechtsverschärfungen der letzten Jahre. Deswegen ist es um so wichtiger, dass es eine solidarische Zivilgesellschaft gibt, wie hier in Roxel, die öffentlich Druck ausübt - nur so können Menschenrechte durchgesetzt werden."

Die Flüchtlingshilfe Roxel, die Schulpflegschaft der Marienschule, die katholische Kirchengemeinde und das Bündnis gegen Abschiebungen hatten zu der Mahnwache eingeladen.

 
 
 


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Veröffentlicht
13:25:00 04.07.2019